EIN LÖTKOLBEN ERZÄHLT

Erfahrungen eines Technik-Newbies beim Nachbau des 5 Watt UKW-Senders, den es Anfang der 80er Jahre in linken Buchläden als Bausatz zu kaufen gab. Quelle: Das Buch "Frequenzbesetzer" von der Network Medien-Cooperative.

Wir haben uns einen richtig naßkalten Herbsttag ausgesucht, um die Bauanleitung praktisch zu erproben, und beginnen zunächst mit einer Bestandsaufnahme der mitgelieferten Einzelteile. Eine solche Bestandsaufnahme erspart einem hinterher, wenn es so richtig zur Sache geht, lästige und störende Unterbrechungen, um fehlende Teile in einem ortsansässigen Elektronikladen nachzukaufen - vor allem, wenn es draußen in Strömen schifft. Wir haben Glück und können euch alle für den Bau des Senders erforderlichen Einzelteile im Foto vorführen. Der Vollständigkeit halber zeigen wir auch die Meßinstrumente, die aller Voraussicht nach im Laufe der Bauarbeiten nützlich sein können.

So, jetzt geht es zuerst ans Bohren. Dazu nehmen wir uns eine kleine Handbohrmaschine (keine Heimwerkerbohrmaschine, sondern eine Hobbybastler-Kleinstbohrmaschine) und spannen einen 0,8 mm starken Bohrmeißel in das Futter. Jetzt legen wir die Platine auf eine Unterlage, die es auch verkraften kann, von einem Bohrer gepiekst zu werden. Empfehlenswert: Kork, Styropor etc. Wir beginnen auf der Seite der Platine, die, wenn man von oben draufschaut, auf der linken Hälfte die durchgehende Kupferbeschichtung und rechts das Kupferschaltbild zeigt. Damit wir fortan beim Beschreiben des Senderaufbaus von der gleichen Position ausgehen können, sollte die Platine also in dieser Stellung hingelegt werden.

Überall dort, wo in der gedruckten Schaltung kleine runde, von Kupfermasse umgebene Kreise zu erkennen sind, bohren wir mit dem Bohrer 0,8 mm starke Löcher durch die Platine. Sind diese Löcher (ca. 120 Stück) gebohrt, wird der 0,8 mm Meißel gegen einen 3 mm starken ausgetauscht. Mit diesem werden in der äußersten rechten oberen und unteren Ecke der Platine die beiden 3 mm starken Löcher für die Befestigungsschrauben gebohrt. Und jetzt kommen wir bereits an die erste Schwachstelle der Bauanleitung: Für die spätere Befestigung des Senders im HF-Gehäuse liegen nämlich 4 Schrauben mit Unterlegscheiben, Muttern und Distanzhülsen bei. Bohrlöcher sind aber nur zwei zu erkennen. Wohin also mit den restlichen beiden? Die Frage ist im Augenblick jedenfalls nur schwierig zu beantworten, da nicht genau abzusehen ist, wieviel Platz die übrigen Bauteile einnehmen werden. Wir müssen also zuerst mit dem Aufbau des Senders beginnen und kommen hinterher, wenn wir überblicken können, wo für die übrigen zwei Befestigungsschrauben noch Platz ist, auf diesen Punkt zurück.

Als erstes sieht die Bauanleitung das Einlöten der Widerstände vor. Nun sind aber nicht alle Widerstände gleich, und auch nicht jeder Bastler hat die einzelnen Werte für die Farbmarkierungen im Kopf. Was also tun? Es gibt zwei Möglichkeiten, den Widerstandswert zu bestimmen. Entweder man holt sich in einem Elektronikladen eine Code-Tabelle oder man ermittelt die Werte mit dem Ohm-Meter des Vielfachmeßgerätes. Bevor jetzt das Einlöten losgeht, ist es äußerst wichtig, die Platine mittels Aceton oder Verdünner gründlich abzureiben, da die Kupferbeschichtung zum Schutz mit einem Versiegelungslack überzogen ist. Dieser Lack muß vor dem Einlöten entfernt werden. Jetzt wird die Platine, bezogen auf die anfangs erwähnte «Grundpostition», auf die andere Seite gedreht. Die gebohrten Löcher befinden sich wiederum auf der rechten Hälfte der Platine. Jetzt ist allerdings die unbeschichtete «Vorderseite» zu sehen. Der Reihe nach werden nun die einzelnen Widerstände durch die entsprechenden Bohrungen gesteckt und auf der Platinenrückseite mit ihren Drahtenden auf die Leiterbahnen verlötet. Man sollte beim Verlöten der Bauteile für den HF-Teil (Drosseln, Spulen, Kondensatoren etc.) unbedingt darauf achten, daß die Beinchen (Drahtenden) der einzelnen Bauteile so kurz wie eben möglich sind, das heißt, man sollte die Teile so dicht wie möglich an die Platine anlöten. Noch mal zurück zu den Widerständen: Für Bastler, die noch neu sind auf diesem Sektor, empfehlen wir eine genaue Überprüfung der Widerstandswerte. Im Zweifelsfalle lieber einen Widerstand neu kaufen, wenn er in seinem Wert nicht mit dem in der Bauanleitung angegebenen übereinstimmt.

Nun zu den Dioden: im Bestückungsplan der Bauanleitung ist auf Seite 6 oben vergessen worden, die Bezeichnung für D3' einzutragen. D3' befindet sich genau in der Mitte zwischen dem Drehkondensator C16 und dem Widerstand R24.

Als nächstes könnte es Schwierigkeiten geben bei der Polaritätsbestimmung von den Tantalkondensatoren C7, 10, 14 und 30; und zwar dann, wenn diese Kondensatoren nicht, wie meistens üblich, beschriftet, sondern mit einem Farbcode ohne Plus- oder Minusangabe versehen sind! Das Plusbeinchen liegt rechts von dem runden Markierungspunkt und ist im Gegensatz zum Minuspol deutlich «ausgegrätscht». Bei dem vorliegenden Bausatz haben die Lieferanten weitsichtigerweise auf der Stückliste eine kleine erläuternde Schemazeichnung gemalt. Die «festen» Folienkondensatoren sind viereckig.

Thema Transistoren: Bei der Verarbeitung von T4 wäre uns beinahe ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Die Schemazeichnung auf der Stückliste zeigt T4 von unten und im Bestückungsplan auf Seite sechs der Bauanleitung von oben. Dadurch ergibt sich naturgemäß eine Seitenverkehrung der Anschlüsse D und G. Die Lieferanten hatten Schwierigkeiten an dieser Stelle offensichtlich geahnt und auf der Stückliste neben den Schemazeichnungen extra «von unten» dazugeschrieben. Tja, wer, wie wir, vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, muß für seine Blindheit bestraft werden und erst in einer Transistorentabelle Aufklärung suchen.

Als wir bei unserer anfänglichen Bestandsaufnahme alle für den Senderbau notwendigen Einzelteile fotografierten, lag versehentlich ein Teilchen, das sich äußerlich nicht von einem Transistor unterscheidet, überhaupt nicht auf dem Präsentierteller. Es ist der Stabilisator. In der Annahme, hier sei versehentlich ein Transistor zuviel im Bausatz mitgeliefert worden, hatten wir ihn allein schon wegen seines komischen Namens «78L08» behutsam auf die Seite gelegt. Als wir später den Stabilisator suchten, erinnerten wir uns an diesen «Ableger» und freuten uns, ihn nicht vergessen zu haben.

Da wir gerade bei Ähnlichkeiten sind: Auch D4 «1N4001» lassen sich leicht mit den HF-Drosseln verwechseln, allerdings nur dann, wenn man nicht genau hinsieht.

Ja, und nun sind wir schon, ehe wir uns versehen haben, ohne weitere größere Probleme beim ersten Test angekommen. Die NF-Stufe samt Oszillator und Pufferung sind verlötet. Wir nehmen eine Grobeinstellung von C16 und C19 vor und siehe da... etwas oberhalb von 102 MHz liegt plötzlich ein neuer Träger im UKW-Band. Als wir die Spannung abklemmen, kehrt Rauschen wieder. Es ist tatsächlich der Oszillator unseres Rohbausenders gewesen, der da still, aber wirkungsvoll vor sich hin gearbeitet hat.

Auch bei dem weiteren Aufbau des HF-Teils tun sich keine ernsten Schwierigkeiten mehr auf. Beim Absengen der Schutzlackschicht von dem Kupferdrähtchen, das zur Herstellung von der HF-Spule L2:L3 dient, muß man vorsichtig sein, damit der doch recht dünne Draht nicht im Feuerzeug-Inferno verglüht. Schon vor deren Einbau sollte man sich vergewissern, daß sich alle verwendeten Trimmer und Trimmpotis wirklich leicht drehen lassen, sonst gibt es hinterher beim Abgleichen Ärger, sei es, daß sie überhaupt nicht arbeiten, oder aber, daß das selbstgebastelte Trimmwerkzeug vor dem hartnäckigen mechanischen Widerstand kapituliert. Die beim Einbau des MRF237 zu verwendende Wärmeleitpaste ist äußerst giftig und sollte am besten nicht mit dem Finger aufgetragen werden. Wer's trotzdem nicht lassen kann, sollte sich zumindest, bevor er sich den Finger in den Mund steckt oder 'ne Zigarette raucht, die Pfoten waschen. Je besser der durch Verlötung hergestellte Massekontakt des MRF-Gehäuses ist, umso geringer ist die Gefahr, daß dieser beim Probelauf außerhalb des Gehäuses auf Grund Überhitzung seinen Geist aufgibt. Zum eventuellen Ausfeilen der Zwischenwände (wegen kreuzender Leiterbahnen) eignen sich recht gut «kleinkarätige» Dreikantfeilen.

Im Falle des leistungsträchtigsten Abgleiches konnten wir auf unserem Dummy-Load sogar etwas mehr als die in der Bauanleitung angegeben 6 Watt maximale Ausgangsleistung ablesen. Egal, ob dies nun an einer Ungenauigkeit des Dummys liegt oder tatsächlich so ist, auch wir möchten, da wir unsere eigene Euphorie über die hohe Ausgangsleistung für einen Moment bemerkten, noch mal darauf hinweisen, daß man sich dennoch im Interesse einer dauerhaften Arbeitsleistung des Senders lieber mit 5 Watt Ausgangsleistung zufriedengeben sollte. Die großkalibrige Gehäusebohrung für die Einbringung der PL-Buchse muß in mehreren Schritten, also mit steigenden Bohrmeißelgrößen durchgeführt werden. Hierfür reicht natürlich die kleine Bastel-Batteriebohrmaschine nicht mehr aus.

Zum guten Schluß: Die Kaffeekanne ist leer, der Aschenbecher voll, aber die Welt der Elektronik hat etwas von ihrem Schrecken verloren.

Fichtennadel


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